»I believe with my wholeheartmindbody that girls constitute a revolutionary soul force that can, and will change the world for real.«
So stand es 1991 im Manifest der Riot Grrrls, einer feministischen Strömung in der Hardcore- und Punkszene um Bands wie Bikini Kill und ihre Frontfrau Kathleen Hanna, deren Überbleibsel heute im postmodernen Wirrwarr vermeintlicher Antisexisten auf Blogs und in „Gender Studies“-Seminaren verwesen. Derweil bricht sich eine neue subkulturelle Jugendbewegung – nicht nur – unter europäischen Mädchen und jungen Frauen Bahn, die auf ihre ganz eigene Art und Weise ernst macht mit dem revolutionären Abgesang auf Kapitalismus und Gesellschaft.
Wie zu Beginn der 1990er Jahre zeigen sich auch heute Gesellschaft, Familie und Freunde schockiert über ihre rebellierenden Töchter. Etwa im Fall der 15- und 16jährigen Shamima, Amira und Kadiza, die Anfang des Jahres ohne vorherige Ankündigung ein Flugzeug am Flughafen Gatwick Richtung Türkei bestiegen. Das eigentliche Ziel der drei bis dato unauffälligen Londoner Schülerinnen lag jedoch in Syrien – ihr Plan war es, sich dem „Islamischen Staat“ anzuschließen, vor Ort einen Djihadisten zu heiraten und/oder in einer der IS-Frauenbrigaden im Namen Allahs zu quälen und zu morden. Begeisterung für die Mörder legte auch die Bonner Konvertitin Karolina R. an den Tag und wusste voller Stolz zu berichten: „Der Islamische Staat zieht es wenigstens durch. Er tötet alle, die nach der Scharia getötet werden müssen“.
Der Schock, den diese und ähnliche Ereignisse auslösen, weicht ziemlich schnell dem Bedürfnis, das Verhalten der eigenen Brut zu erklären. Erklärungsansätze wie die romantische Idee des heldenhaften Kämpfers mit der treu ergebenen Auserwählten an seiner Seite greifen zu kurz. Allzu oft weicht das Erkenntnisinteresse der liebgewonnen Einsicht, Frauen seien das zarte, irgendwie besssere Geschlecht, selbst eher Opfer als Täter.
Einen größeren Erkenntnisgewinn verspräche es, die Korrelation von der Triebstruktur des Subjekts entspringenden Bedürfnissen und den Versprechen regressiver Ideologien vor der Folie der Zurichtung des Subjekts durch gesellschaftliche Verhältnisse zu untersuchen. Zu klären gälte es, was auf jungen Frauen eine derartige Anziehungskraft ausgeübt hat. Anders gefragt: Warum fallen sie Ideologien anheim, die ihre eigene Minderwertigkeit propagieren? Warum schließen sie sich dem „Islamischen Staat“ an, dessen Ideal einer repressiv-egalitären Gemeinschaft das Individuum nicht nur metaphorisch, sondern (zumindest das weibliche) qua Verschleierungszwang auch ganz real zum Verschwinden bringt? Warum lassen sich wiederum andere Frauen beim „Ring Nationaler Frauen“ und ähnlichen Organisationen willentlich auf ihre Rolle als Gebärmaschine für die Volksgemeinschaft reduzieren?
Mit drei Vorträgen wollen wir uns dem aktuellen „Revolution Girl Style“ widmen. Alle Veranstaltungen finden im Djäzz Duisburg statt und beginnen um 20 Uhr – der Eintritt ist frei. Die Reihe findet in Kooperation mit der Antifa D-Day Duisburg und der Amadeu Antonio Stiftung statt.
Am 29. Oktober spricht Ljiljana Radonić über Geschlechterverhältnis und Antisemitismus. Haben Frauen dasselbe Bedürfnis wie Männer, unerlaubte Regungen auf „Sündenböcke“ zu projizieren oder sind sie zu aggressivem Verhalten und Antisemitismus gar nicht fähig? Sind Frauen tatsächlich das „friedfertige Geschlecht“ wie M. Mitscherlich behauptet? Zum ausführlichen Ankündigungstext.
Am 19. Noveber referiert Lisa Lübars über Selbstbild, Emanzipation und Beziehungsarbeit im Islamic State. Westlichen Frauen, so scheint es, müsste die Rolle der Frau im Islam eindeutig erscheinen: objektiv wird sie nicht als eigenständig, sondern als passiv einem Mann untergeordnet betrachtet. Dennoch empfinden sich diejenigen, die sich als im Westen aufgewachsene Frau dem IS anschließen, als die Avantgarde der Umma und tragen das Kopftuch als ein Zeichen rebellischen Protests gegen die westliche Gesellschaft. Zum ausführlichen Ankündigungstext.
Am 17. Dezember spricht Alex Gruber über den islamischen Hass auf die Sexualität und den Kampf gegen das homosexuelle Subjekt. Während Ahmadinejad die Existenz von Homosexuellen in der Islamischen Republik Iran leugnet, sind zeitgenössische Linke damit beschäftigt, die (abstrakte) Subjektform des Homosexuellen und damit auch den Homosexuellenhass zu einen Importprodukt aus dem Westen zu erklären. Zum ausführlichen Ankündigungstext.