Über die Demonstration „Erinnern heißt handeln“ am kommenden Samstag in Duisburg.
Seit eineinhalb Jahren scheinen Duisburger Medien, Wutbürger und die Polizei nur ein Thema zu kennen: Die Angst vor vermeintlicher Überfremdung durch ganze „Flutwellen“ von Zuwanderern aus Osteuropa, die angeblich ihre Kinder entweder zu „Klaukids“ erziehen oder zur Prostitution zwingen, die in sogenannten „Problemhäusern“ hausen würden und ihre Notdurft in anderer Leute Vorgarten verrichten sollen. Diese und andere antiziganistische Voruteile haben Hochkultur in der Stadt, wovon auch Rechtspopulisten und rassistische Bürgerinitiativen profitieren. Linke Gruppen haben davon augenscheinlich lange nichts mitbekommen, erst seit September diesen Jahres gibt es zaghafte Aktivitäten.
Viele davon sind inhaltlich schwach und möchten (aus Gründen falsch verstandener Pietät) nichteinmal das Problem beim Namen nennen: Antiziganismus. Denn genau darum geht es in Duisburg: Vorurteile und Hetze – bis hin zu Übergriffen – gegen als „Zigeuner“ wahrgenommene Menschen. Das Ressentiment tritt dabei kaum anders auf als vor Jahrzehnten: Die „Zigeuner“ betteln, stehlen und sind allesamt unzivilisiert.
Nun ist auch die linksradikale Szene aufgeschreckt. Jeder will plötzlich irgendetwas machen, und sei es ein einmaliges Ereignis. Dieser blinde Aktionismus spielt vor allem jenen altbekannten Duisburger Kräften in die Karten, die bestenfalls dem Namen nach „gegen Rechts“ sind. Zusammenschlüsse wie das Netzwerk gegen Rechts (dessen nächste Veranstaltung, einige Tage nach dem 9. November, ein Aufruf zum Boykott israelischer Waren sein wird) und der dahinter stehende Initiativ e.V. sowie MLPD und MLKP waren jahrelang aus gutem Grund isoliert – zu viel Antisemitismus und Stalinismus, zu viel Solidarität mit Hussein, Assad, Gaddafi, Nordkorea und den iranischen Mullahs.
Das alles zählt jetzt nicht mehr: Am kommenden Samstag reihen sich auch solche Gruppen in eine vom Netzwerk federführend mitorganisierte Demonstration ein, die sich bisher in emanzipatorischen Kreisen bewegen konnten und die sich „antinational“ gaben. Die Demonstration die dabei herauskommen kann ist schon von vornherein eine Heuchelei, eine Peinlichkeit – und daher abzulehnen. Wenn der Initiativ e.V. mitläuft, der auf seinem Blog die „Alternative für Deutschland“ lobt, wenn der Initiativ-Chef Thomas Zmrzly (gleichzeitig Sprecher des Netzwerks gegen Rechts) nur „aufenthaltsberechtigten Zuwanderern“ gleiche Rechte in Deutschland zubilligen möchte, dann sagen wir: Lieber keine Demo, als mit solchen Leuten gegen Rassismus demonstrieren. Das sich Linke auf Veranstaltungen, die von der ebenfalls mitveranstaltenden Gruppe Hilarius, den antiimperialistischen Schlägern des Initiativ e.V. und der mit dem Netzwerk eng verbundenen Roten Antifa getragen werden, nicht sicher fühlen können, kommt erschwerend hinzu. Ein Umstand der den meisten aufrufenden Gruppen natürlich bestens bekannt – und offenbar scheißegal – ist.
Dass der Output einer solchen Veranstaltung, die sich vor allem an Pro NRW abarbeitet, auch inhaltlich nichts produktives gegen die Duisburger Zustände (also den Rassismus der „Mitte“) zustande bringt, ist nur folgerichtig. So war beispielsweise dem Antifa AK Köln der offizielle Kurzaufruf noch immer nicht dünn genug, und wurde durch einen eigenen ergänzt, in dem nochmal unmissverständlich klar gemacht wurde wo in der Welt denn nun das Böse steht: „Postkoloniale Macht- und Ausbeutungsverhältnisse bedrohen Leib und Leben von weitaus mehr Menschen als jede finstere Diktatur. Westlicher Rohstoffhunger und westliche Marktmacht zerstören die Existenz von Millionen.“ In dieser Logik ist es natürlich nur konsequent mit den Freunden des Assad-Regimes gegen „Antiromaismus“ und den rassistischen Neumühler Bürgermob zu demonstrieren. Wir meinen: Besser daheim bleiben und die vermeintlichen Antirassisten und ihre Freunde sich selbst überlassen.
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