Es war nur eine Frage der Zeit, bis Dottore Ciulli den nächsten Schritt in Richtung Abgrund wagt.
Der Gründer und geistige Ziehvater des Mülheimer Theaters an der Ruhr in Szene zu setzen und suhlt sich in standesgemäßer Ignoranz.
Sicherlich, mit 75 wird es nach hinten langsam eng, die Karriere irgendwo im Pott versandet und die Theaterszene geht eh den Bach runter, was also tun? Man krame eine alte Frankfurter Inszenierung aus, stutze sie zeitgemäß zurecht und bette diese in ein Lebenswerk jener tragischen Gestalt deutscher Theaterprovinenz ein, über die Marcel Reich Ranicki schon alles gesagt hatte, was es zu sagen gibt: „Wenn dieser Herr etwas ausdrücken möchte, soll er doch bei seinen Mitessern anfangen!“ Was für Rainer Werner Fassbinder galt, sollte auch für seinen glückloseren einfältigen Kompagnon Roberto Ciulli gelten; ob es sich dabei nun um Mitesser oder den Abort, als Ort des Audrucks handelt, sei dahingestellt.
Cuilli jedoch wittert zur Zeit Morgenluft und poltert wild drauflos: Er habe sich im Vorfeld bei der jüdischen Gemeinde Mülheims abgesichert, seine Aufführung würde sogar einen Beitrag zum Kampf gegen den Antisemitismus leisten, dem Stück werde letztlich eine neue Lesart zuteil; doch bleibt es beim selben abgestandenen Trio, bestehend aus Müll, Stadt und Tod.
Der Kulturschaffende vom Raffelberg mimt jedoch den Unverstandenen. Auch eine Bitte des Zentralrats der Juden „aus Respekt vor den wenigen Überlebenden des Holocaust und der Millionen Toten auf die Aufführung [zu] verzichten”, nimmt er nicht für wichtig und will sich zu den Vorgängen erst auf einer Matinee am kommenden Sonntag äußern, gleich einer Inszenierung des Dottore, die ihm aber allmählich aus dem Ruder läuft.
Derweilen verliert sich seine Kulturanstalt in Phrasen wie dieser: “[Im Gegensatz zu Zentralrat und Jüdischer Gemeinde ist das Theater] dennoch der Meinung, dass es der Aufführung gelingt, bewussten und unbewussten Antisemitismus als ein nach wie vor vorhandenes Faktum der bundesrepublikanischen Wirklichkeit festzustellen”.
Allerdings sollte man über Ciullis Affinität gegenüber Tabubrüchen, die hierzulande schon lange keine mehr sind, nicht sonderlich überrascht sein, gehört es doch zum schnöden Kalkül des Narren vom Raffelberg.
War es doch Ciullis Bühnentruppe, die Teheran nach der islamischen Revolution als erste europäische Formation einen Kulturbesuch abstattete. Ein offizielles Kulturabkommen gab es damals zwar noch nicht, doch Roberto Ciulli initiierte sein eigenes Abkommen mit den iranischen Behörden, um endlich die blühenden Kulturlandschaften Teherans mit eigenen Augen erblicken zu können.
Solche Trips in die Brutstätten der Kultur waren beim Kulturschaffenden eher der Regelfall, gleich einem Mantra, von einem Hotspot der menschlichen Glückseligkeit zum Nächsten reisend. Pinochets Chile war ebenfalls eines seiner weiteren Ziele und 2002 gastierte er im Al-Rashid Hotel, Bagdad, um Saddams Kulturminister Josef Hamadi zum Lachen zu bringen. Auch einem Besuch nach Nordkorea wäre der Bundesverdienstkreuzträger durchaus nicht abgeneigt.
Dutzende weitere Länder besuchte das Mülheimer Ensemble in den letzten Dekaden. Auch, so der Doktor der Philosophie, würde er sich dazu herablassen, den kulturlosen Amerikanern einen Besuch abzustatten, schließlich sei die dortige Kulturlosigkeit womöglich Ursache jener katastrophalen US-Politik.
Müßig nun darauf hin zuweisen, dass der Ruhrgebietsehrenbürger dem Staat Israel nicht sonderlich freundlich gesonnen ist. Laut eines Blogeintrags eines ehemaligen Schauspielers unter der Regie des Dottore aus dem Jahr 2006 muss es in Ciullis Inneren heftigst rumoren, wenn es um den Nahostkonflikt geht. Aber lesen Sie selbst! versucht sich momentan erneut
Was sagt jedoch ein solcher Intendant über eine Stadt, über ein ganzes Genre aus, der seinen Hass auf Amerika, auf Luxus und Zivilisation kaum im Zaun halten kann? Ein selbstgerechter Narr, der als personifizierte Innovation des Theaterbetriebs angepriesen wird und der beinahe dreißig Jahre lang seinen alljährlichen Stuss ungestört zelebrieren konnte und dessen Sein, nun durch die Vorführung eines antisemitischen Machwerks, gekrönt werden soll? Dr. Roberto Ciulli wollte zeitlebens immer einer der ganz Großen sein, doch in Wahrheit ist er nie aus Mülheim herausgekommen.
Wann wird Ciulli endlich die Nichtbeachtung zuteil, die ihm gebührt, liebe Mülheimerinnen und Mülheimer?
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